Softwaredesign – Ich will mir weh tun!

on März 18 | in 4 tagwerkteam, 9 Beiträge, Ideen, Träumereien | by | with No Comments

Heute habe ich mal wieder eine Tour mit dem Zug vor mir. Um sechs Uhr dreißig ist Abfahrt. Morgens habe ich dann die Wahl: entweder man steht knapp auf und muß hetzen oder aber man steht etwas früher auf, hat ein bißchen mehr  Zeit und am Ende muß man wirklich hetzen. In Ruhe einen Kaffee kaufen klappt jedenfalls nie. Mit Milch ist er dann auch noch zu voll, die Pappe ist nicht stabil und mir läuft der Kaffee über die Finger – „Warnung – der Kaffee könnte heiß sein“ – Danke für den Hinweis. Ich weiß über diesen Satz ist viel gelacht worden (von anderen) und noch mehr geschrieben. Dabei geht es viel um Bevormundung mündiger Bürger bzw. den Schutz unmündiger Bürger.  Um Schadenersatz, Schuld und Sühne und irgendwann um den Sinn des Lebens.

Transparente Regeln vereinfachen den Alltag

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Nur eins wird dabei vergessen. Ich will mir weh tun! Ich will nicht gegängelt werden, sondern meine eigene Entscheidung treffen – so falsch sie auch sein mag. Was hat das nun mit unserer Software zu tun? Für die Software wechsle ich jetzt die Position. Ich bin nicht mehr der Mann, der mit verbrühten Händen den Bahnsteig hinunter hetzt. Jetzt bin ich der Hersteller des Kaffeebechers, nur das wir nicht einen Behälter für Kaffee herstellen sondern für Daten. Und auch die kann man verschütten, also löschen, kaputt spielen oder was auch immer. Und nun stehe ich vor dem Dilemma – soll ich den Kunden gängeln, die Daten sauber einschweißen und staubdicht einpacken oder vertraue ich in die Mündigkeit der Kunden.

Wie verschweiße ich nun Daten. Nehmen wir zum Beispiel eine Rechnung. Darf man die, nach dem sie erstellt und verschickt wurde, noch bearbeiten? Damit kann der Anwender seine komplette Buchhaltung in Unordnung bringen. Zahlungseingänge und Rechnungen stimmen nicht mehr überein. Die Rechnung muß also sauber verschweißt werden.

Wenn ich etwas repariere ist mir der unbändige Optimismus der Kinder geblieben, im Prinzip alles reparieren zu können. Also alles bis auf die paar Ausnahmen, die jetzt zerlegt und mittlerweile unvollständig in irgendeiner dunklen Ecke lagern. Komplett verschweißte Geräte halten mich da auch nicht von meinem Reparaturdrang ab. Alles was man nicht aufschrauben kann, kann man immer noch aufbrechen. In jeden Schlitz läßt sich problemlos ein Schraubenzieher stecken und nach einem kurz knack ist das Gerät irreversibel geöffnet. Von da an geht es nur noch vorwärts und endet irgendwann im Elektronikmarkt.

Aber wenn die Rechnung nun einen Fehler enthält? Die Rechnung nur deshalb nicht bezahlt werden kann, weil ein für die Buchhaltung des Kunden wichtige Buchungsnummer fehlt? – Was dann. Also wird das Gehäuse doch verschraubt und nicht verschweißt. Unsere Kunden sind sicherlich mündig – oder jedenfalls mündiger als ich.

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